Alle Jahre wieder… Terror in Indien
Mittwoch Abend kamen in Mumbai (Bombay) 21 Menschen bei Bombenanschlägen ums Leben, 141 wurden verletzt. Nach 1993, 2002, 2003, 2006 und 2008 war es gestern Abend wieder soweit. Innerhalb von 10 Minuten detonierten gegen 19 Uhr Ortszeit drei Bomben an drei belebten Orten der Stadt.
Ich bin erschüttert, aber nicht verwundert! Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, wie man solche Anschläge verhindert sollte. Wer schon mal in Bombay (oder irgend einer anderen indischen Metropole) war, weiß welche Menschenmassen sich täglich durch die Stadt bewegen. Die Mumbai Suburban Railway transportiert täglich mehr als 7 Millionen Passagiere. Auf den Märkten und auf den Straßen tummeln sich rund um die Uhr die Massen. Egal wo man in Bombay eine Bombe zündet, es wird viele „erwischen“.
Und Bombay ist ein fantastisches Ziel für alle Terroristen. Trotz Armut und Slums (zufolge der Volkszählung 2011 leben 78% der Bevölkerung in dem Elendsvierteln) steht die Stadt für Freiheit, Kapital, Unterhaltung und Lifestyle. Bombay ist mit Abstand die modernste und aufgeschlossendste Metropole Indiens und damit Hassobjekt für alle Fundamentalisten die gegen das westliche Lebens- & Wirtschaftsmodell sind, egal ob aus den eigenen Reihen oder aus Pakistan et al.
Indien darf nicht der Irak oder Iran werden!
Meiner Meinung nach sind die Terroristen aber oft nicht viel schlimmer als die politische Rechte, repräsentiert durch gewisse Flügel der BJP (Bharatiya Janata Party – Indische Volkspartei) und andere Hindu-nationalistische politische Gruppierungen, die seit gestern Abend noch mehr Rückenwind verspüren und nach einem stärkeren Staat rufen, der die Bürgerrechte und persönlichen und religiösen Freiheiten stärker beschneidet
. Am besten gleich ein Polizeistaat. Damit steht Indiens wichtigstes Prinzip wieder mal auf dem Spiel: die offene säkulare Gesellschaft, wo die unterschiedlichsten Völker mit den unterschiedlichsten Religionen, Sprachen; Werten und Ansichten in einem Staat neben- und bestenfalls sogar miteinander leben. Daher sehe ich eine Achse des Bösen aus Terroristen (Islamisten) und Hindu-Nationalisten. Beide Gruppen sind gegen Freiheit, Gleichheit und Fortschritt.
(Kommentar von Wolfgang Bergthaler)
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