Der Bundesstaat Andhra Pradesh (AP) zählt durch die IT-Metropole Hyderabad, den Hafen in Visakhapatnam, die produktive Landwirtschaft sowie den Starken Fokus auf Microfinance zu den besonders interessanten Bundesstaaten Indiens.
Auch kulturell hat der im zentralen Süden liegende Bundesstaat einiges zu bieten. Bis 1949 habt dort dort der “Nizam von Hyderabad” über den Fürstenstaat “Hyderabad” geherrscht und war quasi von den Engländern unabhängig. Erst 1956 wurde das Gebiet von Hyderabad (Telangana sowie die Telegu-sprechenden Gebiete bis zur Küste) als Bundesstaat in die Indische Union eingegliedert. Dadurch hat sich eine einzigartige Kultur mit starker muslimischer Prägung entwickelt, die als Schmelztiegel Einflüsse von Nord- und Südindien sowie Ost- und Westindien in sich vereint.
In den letzten Monaten haben sich in Andhra Pradesh interessante politische Vorgänge abgespielt:
Nun möchte eine wirtschaftlich unterentwickelte (!) Region des Bundesstaates herauslösen. Nach Ministerbeschluss in Delhi sollen die zehn nordwestlichen Distrikte von Andhra Pradesh inklusive der Hauptstadt Hyderabad aus dem bestehenden Bundesstaat Andhra Pradesh herausgelöst werden und sollen den 29. indischen Bundesstaat Telangana konstituieren. Innenminister P. Chidambaram wurde durch einen Hungerstreik des Parteiführers der Telangana Rashtra Samithi-Partei K. Chandrashekar Rao diese Entscheidung für eine Schaffung des neuen Bundesstaates Telangana abgerungen
. In den letzten Wochen ist es zu zahlreichen Ausschreitungen gekommen. Der Großteil der Bevölkerung ist gegen die Teilung des Bundesstaats.
Der verbleibende Rest Andhra Pradeshs muss sich nun eine neue Hauptstadt suchen, da die alte Hauptstadt Hyderabad im neuen Telangana verbleiben wird. Dabei bieten sich die Hafenstadt Visakhapatnam sowie die Wirtschafts-, Handels- und Universitätsmetropole Vijayavada an. In diesem Konflikt geht es um Macht, Einfluss und Geld für eine kleine Gruppe um den politischen Führer der Unabhängigkeitsbewegung Chandrashekar Rao, der nach dem Tod des charismatischen Chief Minsters Y. S. Rajasekhara Reddy das Machtvakuum füllen möchte. Derzeit ist noch unklar wie lange es dauert die Abspaltung politisch und administrativ abzuschließen. Wenn man die derzeitigen Vorgänge auf Europa umlegen würde, würde das einer Teilung der Tschechoslowakei in Tschechien und Slowakei innerhalb eines vereinten (!) Europas gleichkommen. (Wolfgang Bergthaler)
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