Indien wird alphabetisert…

Analphabetismus gilt seit jeher als eines der großen Probleme in der indischen Gesellschaft – dem aktuellen National Sample Survey (NSS) der indischen Regierung nach zu urteilen scheint sich die Situation aber langsam zu bessern: Mittlerweile sind 74 Prozent der indischen Gesellschaft alphabetisiert, verkündete die Regierung vergangene Woche stolz. Damit liegt Indien zwar noch immer weit hinter den Industriestaaten, allerdings empfiehlt sich ein detaillierter Blick: Die Alphabetisierungsrate ist weit höher in großen Städten, in denen auch westliche Unternehmen ihre Tochtergesellschaften aufbauen, als etwa am Land, wo zudem nach wie vor noch ein Unterschied von 20 Prozent zwischen Männern und Frauen besteht.

In Delhi liegt die Alpahebetisierung etwa bei 87 Prozent, in Mumbai bei 91 Prozent; auch das nahe bei Mumbai gelegene Pune – Sitz von etwa der indischen Niederlassung von Piaggio – kommt auf 91 Prozent Alphabetisierung
. Andere Hot-Spots wie Kalkutta (88 Prozent), Chennai (90 Prozent), Bangalore (9o Prozent) und Hyderabad (83 Prozent) liegen ebenfalls weit über dem Gesamtdurchschnitt.

Dennoch sind die Zahlen mit Vorsicht zu genießen: Mit “Alphabetisierung” ist gemeint, dass die primäre Ausbildung – das Äquivalent zur Hauptschule in Österreich – abgeschlossen wurde. Die Oberstufe hingegen schließen nur wenige ab: Der NSS 2008/09 hatte ergeben, dass 38 Prozent der Schüler die Schule frühzeitig abbrechen – 70 Prozent in ländlichen Gebieten und 30 Prozent in Großstädten. Während am Land familiäre Verpflichtungen zum Schulabbruch führen, sind es in der Stadt meist berufliche Alternativen: Warum weiter in die Schule gehen, wenn man schon heute als Verkäufer oder Wärter Geld verdienen kann?

Entsprechend stehen in Indien aktive Unternehmen nach wie vor vor einer Herausforderung: Zwar kann ein Großteil der städtischen Bevölkerung lesen und schreiben, nur wenige schließen aber die Schule ab und noch weniger schaffen es auf die Uni – und umso schwieriger ist es, qualifiziertes Personal vor Ort zu finden.

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von

Wolfgang Bergthaler

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