Indien öffnet Markt für ausländische Handelskonzerne


Die Regierung in Neu-Delhi beschloss am Donnerstag, dass ausländische Unternehmen sich künftig mit bis zu 51 Prozent an indischen Supermärkten beteiligen können. Dies soll dem Land auch dringend benötigtes Kapital aus dem Ausland bringen. Zudem sollen Engpässe im Warenangebot beseitigt werden. Internationale Handelsriesen warten bereits seit Jahren auf einen Zugang zu dem riesigen Wachstumsmarkt. Zugleich waren aber Befürchtungen laut geworden, dass vor allem kleine Familienbetriebe von den Multis überrollt werden könnten. Indische Einzelhändler hatten die Regierung von Ministerpräsident Manmohan Singh vor der Reform gewarnt.

Große Handelskonzerne wie Wal-Mart aus den USA und Metro aus Deutschland sind zwar schon lange in Indien aktiv, dürfen aber bislang keine Waren an den Endverbraucher verkaufen. Sie hatten sich seit Längerem für die weitere Öffnung des indischen Marktes stark gemacht. Nicht nur US-Weltmarktführer Wal-Mart hofft auf boomende Geschäfte in Indien. Auch die Konkurrenten Carrefour aus Frankreich oder Tesco aus Großbritannien sind Kandidaten für eine Expansion. Carrefour schaut sich einer Sprecherin zufolge nach indischen Partnern um. Der deutsche Handelsriese Metro ist in Indien bereits seit 2003 am Start und betreibt dort mittlerweile acht Cash&Carry-Großmärkte – die ihre Waren aber nur an Unternehmer und nicht direkt an die Verbraucher verkaufen. Damit ist Metro nicht von den Plänen der Regierung betroffen. Die Ketten Real und Media-Saturn sollen nicht nach Indien expandieren, sagte ein Metro-Sprecher.

Die Deckelung der Auslandsinvestition in Segment des Einzelhandels mit nur einer Marke wurde auf 100 Prozent heraufgesetzt.

Indien gilt als Zukunftsmarkt

Mit einer wachsenden Mittelschicht und stürmischem Wirtschaftswachstum gilt Indien als Zukunftsmarkt. Der indische Retail-Markt wird auf ein Volumen von 350 Milliarden Euro pro Jahr geschätzt. Dominiert wird die Branche trotz des rasanten Aufstiegs des Landes immer noch traditionell von kleinen, familiengeführten Geschäften. Angesichts der Liberalisierung gibt es nun auch Befürchtungen, dass die vielen kleinen Händler einen schärferen Wettbewerb nicht überleben. Die Hilfsorganisation Oxfam meint, dass eine Marktöffnung zugunsten der Handelsriesen Millionen Arbeitsplätze bedrohen
. Nach der Landwirtschaft ist der Einzelhandel in Indien der größte Arbeitgeber. Bisher wird demnach nur ein Prozent aller Lebensmittel in Indien in Supermärkten gekauft, der Handel findet in kleinen Läden oder auf der Straße statt.

Die Opposition hat bereits heftigen Widerstand gegen die Marktöffnung angekündigt. Auch Mitglieder der regierenden Kongress-Partei sprachen sich dagegen aus.

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von

Wolfgang Bergthaler

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