Viele Menschen, viele Daten: 200 Millionen wurden erfasst, es gibt Bedenken zum Datenschutz.

Megaprojekt Biometrische Daten

Viele Menschen, viele Daten: 200 Millionen wurden erfasst, es gibt Bedenken zum Datenschutz.
Viele Menschen, viele Daten: 200 Millionen wurden erfasst, es gibt Bedenken zum Datenschutz.

Bereits vor zwei Jahren hat Indien damit begonnen, die biometrischen Daten der gesamten Bevölkerung in Form von Fingerabdrücken, Fotos und Iris-Scans zu sammeln und jeder Person eine eindeutige Identifikationsnummer zuzuweisen. 200 Mio. Menschen sind schon erfasst, wie die BBC berichtet. Das Ziel bis 2014 die Hälfte der Bevölkerung, 600 Mio. , inventarisiert zu haben, wird mit ziemlicher Sicherheit erreicht. Derzeit werden in 20.000 offiziellen Stellen im Subkontinent jeden Tag eine Mio. Menschen registriert, trotz Bedenken zu Kosten und Datenschutzaspekten.

“Die Vorteile, nämlich die Bekämpfung von Korruption und die Gewährleistung der staatlichen Grundversorgung für Arme, überwiegen in diesem Fall die Nachteile, etwa möglichen Datenmissbrauch. Auch der Sicherheitsaspekt ist wichtig
. Die Datenschutzdebatte kommt aber zu kurz”, sagt Christian Wagner, Leiter der Forschungsgruppe Asien bei der Stiftung Wissenschaft und Politik (http://www.swp-berlin.org).

Unterstützende Bevölkerung

Die Bevölkerung in Indien steht großteils hinter dem Projekt und vertraut in eine ordnungsgemäße Handhabung der Daten. “Bei uns, wo die Personenidentifikation mit Reisepass und Melderegister schon im Kindesalter beginnt, ist eine Situation wie in Südasien nicht vorstellbar. Die Menschen dort streben nach einer Nummer, die staatliche Hilfe garantieren soll”, sagt Wagner. Ohne Identifikationsmöglichkeit ist der Zugang zu staatlichen Hilfen, Telefonanschlüssen, Gesundheitswesen oder Bankkonten nicht gewährleistet. Korrupte Beamte nutzen die Verhältnisse und verdienen an der unklaren Zuordnung.

“Korruption auf kommunaler Ebene kann durch eine Erfassung der Bürger eingedämmt werden”, sagt der Experte. Behördliche Dienstleistungen und Zahlungen erreichen über eine Identifikationsnummer einfacher und nachvollziehbar ihr auserkorenes Ziel. “All die Dinge, die sich in Europa in 100 Jahren Personenidentifikation entwickelt haben, fehlen hier”, erklärt Wagner. Die Stimmung in der Bevölkerung ist deshalb überwiegend positiv. Das bestätigt auch Klaus Maier, Geschäftsführer von Maier und Vidorno (http://www.mv-group.com) : “Die Leute stehen dem Projekt positiv gegenüber. Die meisten haben in puncto Datenschutz Gottvertrauen in die Regierung.”

Missbrauch möglich

Kritische Stimmen gibt es aber auch in Indien. Angeprangert werden vor allem die hohen Kosten und der Datenschutz. Die indische Regierung hat versprochen, Sicherheitsvorkehrungen zu treffen, genaueres ist aber noch nicht bekannt. “Ihr sagt, ihr wollt Korruption und Datenlecks verhindern? Was Technologie tut, hängt davon ab, wer sie kontrolliert. Die Daten in die Hände eines korrupten Systems zu legen, macht keinen Sinn”, sagt der indische Experte Usha Ramanathan.

Auf Ebene der Bundesstaaten müssten die jeweiligen Wahlkommissionen eigentlich schon im Besitz ähnlicher Datensätze sein. Bisher sind keine großen Daten-Skandale ans Licht gekommen. “Natürlich entstehen neue Möglichkeiten zum Datenmissbrauch. Aber wenn das Programm den Armen hilft, ist es grundsätzlich zu begrüßen”, glaubt Wagner.

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Beitrag veröffentlicht

von

Wolfgang Bergthaler

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