Barbara Rietzsch arbeitet seit 2003 für deutsche und indische IT-Firmen um diese im gesamten Visums-Prozess indischer Software-Ingenieure für eine Einreise nach Deutschland zu unterstützen.
IW: Wie haben sich in den letzten Jahren die gesetzlichen Bestimmungen verändert und wohin geht in die Reise in den kommenden Jahren? (Stichwort Öffnung des Arbeitsmarktes)
BR: Infolge der EU-Beschlüsse zur europaweiten Öffnung des Arbeitsmarktes haben sich auch die Bestimmungen für Menschen aus Staaten außerhalb Europas sehr geändert. Insbesondere im IT-Bereich ist die Einreise leichter geworden. Allerdings muss man sagen, dass die Prüfung der Unterlagen und Umstände durch die Behörden deutlich verschärft wurde. Insgesamt ist es aber jetzt einfacher als früher, jemanden aus einem sogenannten „Drittstaat“ hier einzustellen.
IW: Sie haben viele namhafte IT Firmen als Ihre Kunden und eine guten Einblick in den Markt. Gibt es (wieder) einen „Trend zum IT-Inder“?
BR: Es kommt ein wenig auf die Region an. In München oder Stuttgart gehören Inder mit ihrem Laptop Rucksack mittlerweile zum normalen Straßenbild. Meist sind das Fachleute, die von einer indischen Konzerntochter für einen begrenzten Zeitraum hier eingesetzt werden. Es zeichnet sich aber ab, dass mehr und mehr deutsche und auch österreichische Unternehmen den Schritt wagen, einen Fachmann oder eine Fachfrau aus Indien hier anzustellen.
IW: Welche Unternehmen sollten sich überlegen, Inder zu beschäftigen? Und welche eher nicht?
BR: Sicher wären mittelgroße IT-Unternehmen für indische Experten die idealen Arbeitgeber, da sie die zur Expansion nötigen Mitarbeiter derzeit nur unter großen Schwierigkeiten am Markt finden können. Und oft ist hier das bestehende Team recht jung und durch häufige Reisen mit Menschen aus anderen Kulturen vertraut. Auch hat man hier meist weniger ein Problem mit der englischen Sprache, denn Inder sprechen nun mal nicht von Haus aus fließend Deutsch. In anderen Branchen sehe ich doch eher eine gewisse Hürde, da es hier meist schon an den Sprachkenntnissen hapert.
IW: Was empfehlen Sie Unternehmen wenn sie zum ersten Mal Inder nach Deutschland holen?
BR: Meine Empfehlung ist es, sich bereits vor dem Einstellungsprozess genau von Fachleuten (z.B
. MI-Recuitment) beraten zu lassen. Schon die qualitativen Unterschiede zwischen den Universitäten sind wie überall enorm und wer kann schon sagen, ob eine Uni zum Beispiel in Himachal Pradhesh oder in Rajasthan nun gut ist oder eher doch nicht so toll? Wenn man dann jemanden gefunden hat, ist es wichtig, dass sich beide Seiten im Klaren sind, dass hier zwei Kulturen aufeinander treffen, die unterschiedlicher nicht sein können. Auch wenn man das erst mit der Zeit feststellt. Für beide Seiten ist das aber auch ein tolle Chance, voneinander zu lernen und die möglicherweise über die Jahre enger gewordenen Horizonte wieder zu erweitern.
http://www.visa-and-expats-consulting.de/
(Aufgezeichnet von Wolfgang Bergthaler)
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