Indien tappt im Dunklen

Indien bekommt seine Energieprobleme nicht in den Griff: Am zweiten Tag in Folge brachen am Dienstag die Stromnetze wegen Überlastung zusammen, betroffen war dieses Mal mehr als die Hälfte des Landes. In Neu Delhi und anderen Städten brach erneut Chaos aus; hunderte Arbeiter eines Kohlebergwerks nordwestlich von Kalkutta saßen unter Tage fest, weil die Aufzüge nicht mehr funktionierten.

Mitten am Tag, gegen 13 Uhr Ortszeit, seien nacheinander die drei Netze für den Norden, Osten und Nordosten Indiens wegen Überlastung zusammengebrochen, musste ein Sprecher der indischen Netzgesellschaft „Powergrid Corporation of India“ zugeben. In dem Gebiet leben mehr als 600 Millionen Menschen, rund die Hälfte der indischen Bevölkerung.

In Neu Delhi fielen wie schon am Vortag die U-Bahnen ebenso wie die Verkehrsampeln aus, erneut herrschte auf den Straßen Chaos. Auch in Kalkutta im Osten des Landes saßen die Menschen ohne Strom da. Landesweit blieben 400 Züge mitten auf der Strecke stehen. Klimaanlagen funktionierten nicht mehr – mancherorts bei knapp 40 Grad Hitze.
Erst nach rund zehn Stunden konnte die Stromversorgung in einigen Regionen wieder hergestellt werden. Am Abend hieß es, dass die Menschen in Neu Delhi und dem Nordosten wieder mit Strom versorgt würden. Im Norden und Osten des Landes gab es dagegen weiter größere Ausfälle.

Schon am Montag hatte die bis dato schwerste Strompanne seit elf Jahren das öffentliche Leben in insgesamt neun Bundesstaaten im Norden Indiens stundenlang lahmgelegt. Bis zu 300 Millionen Menschen saßen ohne Strom da. Als Notmaßnahme wurden die Netze im Westen und Osten sowie aus dem Königreich Bhutan angezapft. Das scheint nun zum Zusammenbruch im Osten und im Nordosten geführt zu haben. Indiens Energieminister machte erneut einige Bundesstaaten für die Überlastung der Netze verantwortlich. Sie hätten mehr Strom abgerufen als ihnen zustehe. Der neuerliche Stromausfall bringt Indiens Regierung zunehmend in Bedrängnis. Vertreter der Industrie riefen am Dienstag eindringlich zur Reformierung der unzulänglichen Energieversorgung auf
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Veraltete Systeme

Die aufstrebende Wirtschaftsmacht hängt bis heute in der Stromerzeugung überwiegend von der Kohle ab, die Stromnetze sind veraltet. Immer wieder kommt es zu Engpässen und Ausfällen. Spitäler, Flughäfen, Hotels oder reiche Privatleute haben sich längst Generatoren angeschafft, um unabhängig vom staatlichen Stromnetz zu sein.

(APA/dpa)

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von

Wolfgang Bergthaler

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