Die Energiewirtschaft Indiens

Mit 147 Gigawatt verfügt Indien über die sechstgrößte Stromerzeugungskapazität der Welt. Getrieben durch das rasante Wirtschaftswachstum liegen die jährliche Wachstumsraten bei etwa 5-8%. Bis zum Jahr 2032 wird eine Verfünffachung des Strombedarfs erwartet.

Pro Kopf werden in Indien derzeit nur 631 kWh verbraucht – das ist ungefähr 10% des deutschen pro-Kopf-Verbrauchs. Trotzdem liegt die Nachfrage höher als das Angebot. Daher kommt es fast täglich zu Stromausfällen, vor allem in den Sommermonaten, wo die Klimaanlagen auf Hochtouren laufen.

Da das öffentliche Stromnetz keine Versorgungssicherheit bietet, müssen die Unternehmen mit Notstromaggregaten vorsorgen. Nur so kann gewährleistet werden, dass die Arbeit ungestört bleibt
. Bei Firmenrundgängen stellt die Inspektion des Diesel-Generator oft einen kleinen Höhepunkt dar.

Die Kosten für Elektrizität sind in Indien relativ gesehen sehr hoch (vergleichbar mit Mitteleuropa) und stellen einen großen Kostenfaktor für die Unternehmer dar. Auf der anderen Seite erhält die Landwirtschaft den Strom weitgehend kostenlos. Die Stromverluste aus Übertragung und Diebstahl liegen bei unglaublichen 35%.

Über die Hälfte des Stroms wird in Indien aus Kohlekraftwerken gewonnen, ein Viertel aus Wasserkraft. 10% wird in Gaskraftanlagen produziert – ebenso viel wie durch erneuerbare Energiequellen. Die Windkraft konzentriert sich auf die Bundesstaaten Tamil Nadu und Andhra Pradesh, Solar-Energie auf den „Wüstenstaat“ Rajastan.

Heute werden etwa 3% des Stroms durch Nuklearenergie produziert. Dieser Anteil soll in den nächsten Jahren deutlich steigen. Durch das Nuklearabkommen zwischen den USA und Indien im Jahre 2008 werden die Uranimporte stark erhöht und somit die Effizienz der 17 Reaktoren erhöht.

Die Energieindustrie ist mehrheitlich noch verstaatlicht, ineffizient und überschuldet. Dieser Bereich wurde erst vor kurzer Zeit für private Unternehmen geöffnet – heute sind etwa 15% in privater Hand. Insgesamt sollen bis 2017 rund USD 200 Milliarden in den Energiesektor fließen – im Hilfe von Public-Private Partnerships.

Für europäische Firmen ergeben sich in Indien Geschäftsmöglichkeiten im Bereich der erneuerbaren Energien, insbesondere Wasser- und Windkraft, Biomasse und Photovoltaik.

(Wolfgang Bergthaler)

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