Was ein Wahlsieg Modis für europäische Unternehmen in Indien bedeutet

Vom 19. April bis zum 1. Juni werden in Indien Parlamentswahlen abgehalten. Das Ergebnis wird am 4. Juni bekanntgegeben. Investoren auf der ganzen Welt verfolgen gespannt, wie sich Indien im sich wandelnden globalen Umfeld positioniert, insbesondere in Bezug auf internationale Handelsfragen.

Premierminister Narendra Modi betont in seinen Wahlkampfreden regelmäßig das beeindruckende Wirtschaftswachstum als einen seiner Haupterfolge. Im Falle eines dritten aufeinanderfolgenden Wahlsiegs strebt er an, die indische Volkswirtschaft – aktuell die fünftgrößte der Welt – auf den dritten Platz, hinter den USA und China, zu katapultieren.

Ein weiterer absoluter Mandatsgewinn für die Regierungskoalition um die Bharatiya Janata Party (BJP) erscheint derzeit sehr wahrscheinlich. Ein klarer Wahlsieg wäre zweifellos eine positive Nachricht für die indische Wirtschaft und dürfte sowohl bei indischen Konzernen als auch an der Börse auf Begeisterung stoßen. Investitionen in digitale und physische Infrastruktur würden weiterhin gefördert. Durch zusätzliche Privatisierungen und Deregulierungen soll das aktuelle Wachstumstempo beibehalten werden. Eine gezielte Industriepolitik, bekannt unter dem Schlagwort “Make in India”, soll zudem die industrielle Produktion im Land ankurbeln. Kürzlich wurde bekannt, dass Tesla plant, seine vierte Gigafactory in Indien zu errichten.1

Protektionismus und Deglobalisierung

Unter einer erneuten BJP-Regierung dürften indische Unternehmen weiterhin stark unterstützt werden. Durch Initiativen wie Atmanirbhar Bharat werden ausländische Unternehmen praktisch dazu gedrängt, in Indien zu produzieren. Die politische Agenda zielt klar darauf ab, die Wertschöpfung im eigenen Land zu maximieren. Am Beispiel von Tesla (und Apple2) lässt sich gut erkennen, in welche Richtung sich die Entwicklung bewegt.

Für Unternehmen, die lediglich nach Indien exportieren oder keine lokale Präsenz haben, dürfte der Marktzugang zunehmend erschwert werden. Auch wenn aktuell ein Freihandelsabkommen mit der EU verhandelt wird, ist eine rasche Reduzierung der Zölle unwahrscheinlich. Indiens Wirtschaftspolitik war schon immer tendenziell protektionistisch ausgerichtet. Angesichts der aktuellen Tendenzen zur Deglobalisierung wird diese Ausrichtung vermutlich noch verstärkt. Das wird europäische Unternehmen dazu anspornen, in Indien eigene Niederlassungen zu gründen und dort lokal zu produzieren.


Foto Credit: Kremlin.ru, CC BY 4.0 https://creativecommons.org/licenses/by/4.0, via Wikimedia Commons

  1. https://www.msn.com/de-at/nachrichten/other/tesla-plant-gigafactory-in-indien-hilft-musk-modi-im-rennen-gegen-china/ar-BB1l4bWf ↩︎
  2. https://www.indiatoday.in/business/story/apple-iphone-production-assembly-india-fy24-output-jumps-2525436-2024-04-10 ↩︎

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von

Wolfgang Bergthaler