Make India Great Again!

Wie Indiens protektionistische Wirtschaftspolitik europäische Unternehmen herausfordert

Beginnend mit Trumps (erster?) Präsidentschaft hat sich die Wirtschaftspolitik der USA unter dem Slogan “America First” klar in eine protektionistische Richtung bewegt. Handelsbarrieren, Zollschranken und ein Fokus auf lokale Wertschöpfungsketten und Subventionen (durch Joe Bidens Inflation Reduction ACT) stehen noch immer auf der wirtschaftspolitischen Agenda. Diese Politik, zusammen mit der strukturellen Schwäche unserer Wirtschaft, führte dazu, dass in den letzten Jahren viele österreichische und deutsche Unternehmen in den USA investierten.

Worüber bei uns aber seltener berichtet wird: Auch Indien verfolgt eine ähnliche Strategie, wie die USA. Unter dem Slogan „Make in India“ hat das Land seit etwa zehn Jahren eine Wirtschaftspolitik etabliert, die auf Eigenständigkeit und den Aufbau lokaler Industrie setzt – oft zu Lasten internationaler Importeure und ausländischer Unternehmen.

Wie die US-amerikanische Politik zielt Indien darauf ab, die inländische Produktion zu stärken, Arbeitsplätze zu schaffen und die Abhängigkeit von ausländischen Produkten zu reduzieren (Atmanirbhar Bharat). Was auf der einen Seite gut für die indische Binnenwirtschaft ist, ist auf der anderen Seite problematisch für internationale Unternehmen – vor allem für solche, die ihr Geschäftsmodell immer noch primär auf den Export aufgebaut haben.

Obwohl das Steuer- und Abgabensystem nicht vollständig protektionistisch ist, ist es klar zugunsten der Förderung der lokalen Produktion und der Verringerung von Importen ausgelegt. Diese Politik zielt darauf ab, eine eigenständigere Wirtschaft zu schaffen, lokale Industrien zu unterstützen, Arbeitsplätze zu schaffen und das Wirtschaftswachstum zu fördern.

Zollschranken auf Maschinen und Technologie 

Indiens Regierung hat in den letzten Jahren eine Reihe von Zollerhöhungen auf importierte Maschinen und Technologien umgesetzt, um den heimischen Maschinenbau zu fördern. Zum Beispiel wurde der Zoll auf bestimmte Maschinenkategorien von 7,5 % auf bis zu 15 % erhöht. Dies betrifft insbesondere deutsche und österreichische Maschinenbauer, die traditionell einen starken Marktanteil in Indien haben.

Ein weiteres Beispiel ist das „Phased Manufacturing Program“ (PMP), das die Elektronikproduktion in Indien vorantreiben soll. Indiens Regierung erhöht in regelmäßigen Abständen die Zölle auf importierte Elektronikkomponenten, um den heimischen Aufbau einer vollständigen Wertschöpfungskette zu fördern. Der Import von Mobiltelefonen und Elektronikgeräten wurde durch diese Maßnahmen teurer, was Unternehmen wie Apple zwang, ihre Produktionskapazitäten in Indien auszubauen, um Zölle zu umgehen und wettbewerbsfähig zu bleiben. Dies zeigt, wie Indien versucht, ausländische Hersteller zur lokalen Produktion zu zwingen, indem Importe zunehmend unattraktiv gemacht werden.

Risiken und Chancen für europäische Unternehmen

Die protektionistische Wirtschaftspolitik Indiens zwingt europäische Unternehmen dazu ihr Geschäftsmodell für Indien abzupassen. Um in Indien Wettbewerbsfähig zu blieben, müssen europäische Unternehmen nun verstärkt Fertigungskapazitäten in Indien aufbauen.

Hier sind einige Handlungsempfehlungen für deutsche Unternehmen, die langfristig in Indien erfolgreich sein wollen:

Lokale Präsenz und Wertschöpfungsketten aufbauen

Deutsche Unternehmen sollten nicht nur ihre Produkte exportieren, sondern stärker auf lokale Produktion und Partnerschaften setzen. Dies bedeutet, Fabriken vor Ort zu errichten oder mit indischen Unternehmen Joint Ventures einzugehen, um die lokale Wertschöpfungstiefe zu maximieren. Nur so können langfristig Zölle umgangen und und von Indiens “Make in India”-Initiative profitiert werden.

Angesichts steigender Importzölle und regulatorischer Unsicherheiten sollten Unternehmen ihre Lieferketten diversifizieren. Eine kluge Strategie könnte es sein, Indien als regionalen Produktionshub zu nutzen, um nicht nur den indischen Markt, sondern auch umliegende asiatische Märkte zu bedienen.

Fazit: Agilität und Anpassungsfähigkeit als Schlüssel

Indien verfolgt eine ambitionierte Agenda zur Förderung der eigenen Wirtschaft und sieht Protektionismus als Mittel zum Zweck. Europäische Unternehmen, die in Indien erfolgreich sein wollen, müssen flexibel und bereit sein, ihre Strategien anzupassen. Wer die Zeichen der Zeit erkennt und rechtzeitig auf lokale Produktion und technologische Zusammenarbeit setzt, kann die Herausforderungen in Chancen verwandeln und vom enormen Potential des indischen Marktes profitieren.

Similar Posts:


Beitrag veröffentlicht

von

Wolfgang Bergthaler