Der neue Shah Rukh Khan aus Österreich – indische Romantik mit Wiener Charme

Sandeep Kumar ist indischer Filmemacher aus Wien. Mit dem ersten österreichischen Bollywood-Film “Kesariya Balam – Liebe ohne Grenzen” hat er ein neues Film-Genre begründet und damit international für Aufmerksamkeit gesorgt. Wir haben den Schauspieler, Regisseur und Produzenten zum Interview getroffen.

IW: Was ist eigentlich neu an Ihrer Idee? Es gibt doch hunderte Bollywood-Filme, die in den Alpen spielen.
SK: Es ging mir nicht darum, einen indischen Film mit einigen Szenen in den Tiroler Bergen zu drehen, sondern einen Film im Bollywood-Stil zu machen, der gänzlich in Österreich und mit ÖsterreicherInnen gedreht wird. Bei „Kesariya Balam – Liebe ohne Grenzen“ haben über hundert ÖsterreicherInnen vor und hinter der Kamera, über eine Drehzeit von über einem Jahr, mitgewirkt.

IW: Wie würden Sie dieses neue Genre bezeichnen?
SK: In meinem Film werden die meisten Klischees bedient, wofür Bollywood im Westen bekannt ist: Romantik, Herzschmerz, Farbenfroh, viel Musik, schöne Tanzeinlagen und viel Emotion. Wir haben aber ein Crossover zwischen Bollywood und Österreich geschaffen – den „Austro-Bollywood Film“.

IW: Sie sind hauptberuflich Management-Berater und haben “Kesariya Balam” in ihrer Freizeit gedreht und produziert. Woher kommt diese Leidenschaft für den Film?
SK: Die Leidenschaft für Filme hatte ich schon lange. Schon seit meiner Kindheit in Indien hatte ich das Gefühl, dass die Menschen um mich herum alle eine Rolle spielen würden und wir alle eigentlich in einem Film wären. Später betrachtete ich viele Ereignisse in meinem Leben als Film-Szenen. Es fasziniert mich, in einem Spielfilm all das inszenieren zu können, was man sich im Kopf vorstellen kann. Die Kreativität ist grenzenlos. Alles ist machbar. Die Herausforderung eine neue Realität zu schaffen gibt mir den Kick.

IW: Filme machen, Schauspielen – ein Kindheitstraum für Sie..?
SK: Als Kind wuchs ich mit Bollywood Filmen auf. Das war damals eigentlich das einzige Unterhaltungsmedium; die Schauspieler, wie heute noch, Gottfiguren
. Dass ich so etwas eines Tages selber machen könnte, war damals unvorstellbar.

IW: Sie spielen bei ” Kesariya Balam” die Hauptrolle und sehen dabei Shah Rukh Khan verblüffend ähnlich. Zufall oder Absicht?
SK: Shah Rukh kenne ich seit meiner Kindheit. Er wohnte in Neu Delhi nur ein paar Häuser entfernt. Wir gingen in die gleiche Schule und haben damals zusammen auf einer Bühne gespielt. Heute ist er weltweit ein Star.
Ich habe die meisten seiner Filme gesehen. Es könnte natürlich sein, dass ich gewisse Elemente unbewusst übernommen habe. Außer meiner Frisur habe ich für die Rolle nichts ändern lassen. Ich fasse Ihre Feststellung aber auf jeden Fall als Kompliment auf.

Foto: Anna Gromova

IW: Ihr Film wurde bereits bei zahlreichen Festivals und Konferenzen präsentiert und ausgezeichnet. Auch das Medien-Echo in Österreich, Deutschland und Indien war enorm. Aber kommt der Film bei den (weiblichen) SRK Fans an?
SK: (lacht) Ob der Film bei den SRK Fans ankommt weiß ich nicht. Er ist ja auch kein „Shah Rukh Khan Film“ sondern ein „Sandeep Kumar Film“!

IW: Sie planen bereits das nächste Projekt. Worauf dürfen wir uns freuen?
SK: Es sind einige aufregende Ideen für eine kommerzielle Produktion vorhanden. Momentan wird nach einem entsprechenden Produktionshaus in Österreich, Deutschland aber auch in Indien gesucht, das diese Ideen angemessen umsetzen kann.

IW: Wen wollen Sie mit Ihrem Film ansprechen? Oder wirtschaftlich gesagt: Was und wo ist der Markt?
SK: Gute Filme werden überall angesehen, aber es ist klar, dass man sich einen Hauptmarkt aussucht. Ob dieser Europa oder Indien ist, hängt aber noch vom Produktionskonzept, der Besetzung und vom Budget ab. Der Erfolg eines Spielfilmes wird aber primär an der Zuschauerzahl gemessen. Dabei wäre Indien als Markt natürlich sehr reizvoll.

IW: In Indien ist die Filmindustrie ein Multi-Milliardengeschäft. Kann man mit Film in Europa Geld verdienen?
SK: Die meisten Filme in Österreich werden für den heimischen Markt gedreht. Gute Filme schaffen es auch über die Grenze nach Deutschland. Und einige bringen es sogar zu einem Oscar. Die Zuschauerzahlen sind im Vergleich zu indischen Filmen eher bescheiden.
Ich möchte ein Bollywood Crossover machen, das weltweit vermarktbar ist. Die meisten in und für Indien produzierten Filme werden auch von Russland bis Marokko, von Indonesien bis Lateinamerika, und vom Nahen Osten bis England gesehen. Die Zuschauerzahlen sind dementsprechend beachtlich. Zusätzlich wird dann mit dem DVD-Verkauf und Musikrechten verdient. Ein solches Konzept könnte ich mir für Austro-Bollywood Filme durchaus vorstellen.

IW: Was kostet eine Produktion, wie Sie sie planen? Und wie viel kann der Film einspielen?
SK: Die Produktionskosten werden zwischen zwei und fünf Millionen Euro liegen. Wenn man den indischen Markt anspricht, kann man ein Vielfaches davon einspielen. Vorbildlich aus kommerzieller Sicht ist natürlich die englische (Bollywood) Produktion Slumdog Millionaire, die für etwa 16 Millionen Dollar gemacht wurde und über 380 Millionen Dollar einspielte.

IW: Die Schweiz hat es in den letzten 10-15 Jahren verstanden den Film als Werbeträger und Zugpferd für den Tourismus perfekt zu nutzen. Dadurch ist heute die Schweiz zu einer extrem starken Marke in Indien geworden. Film fördert Tourismus und der Tourismus fördert den Film. Ist das ein Geschäftsmodell, auf das auch Sie bauen?
SK: Auf jeden Fall, weil so ein Geschäftsmodell ja beiden (Tourismus und Film) hilft. Österreich hat hier, im Vergleich zur Schweiz, einiges aufzuholen. In den letzten Jahren wurden aber für über 60 indische Produktionen Szenen in Tirol gedreht. Das zieht sehr viel Inder zum Film-Sightseeing an, wovon wir uns selbst während unserer Dreharbeiten selbst überzeugen konnten.

IW: Wir freuen uns auf Ihren nächsten Film und bedanken uns für das Interview.
SK: Sehr gerne.

Mehr zum Film auf http://www.kesariya-balam.at
(Interviewer Wolfgang Bergthaler)

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Wolfgang Bergthaler

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