Das Budget 2011: 4 Stück Kuchen für 100 Inder

Der 28.Februar ist in Indien immer der Höhepunkt des politischen Jahreskreises. An diesem Tag veröffentlicht der Finanzminister der Indischen Unionsregierung das Budget des kommenden Finanzjahres, das in Indien am 1.April beginnt. Und dabei geht es bei weitem nicht nur um Steuern! Diese bezahlen nämlich lediglich 4% der Bevölkerung. Und das liegt nicht (nur) an der Steuerhinterziehung, sondern daran, dass nur Jahreseinkommen ab umgerechnet EUR 2.500 (Einkommens)steuerpflichtig sind. Und davon gibt es in Indien gar nicht so viele, wie der viel zitierte Wirtschaftsboom vermuten lässt. Trotzdem betrifft die Budgetrede JEDEN Inder, egal ob er/sie Steuern zahlt oder nicht. Das Budget umfasst auch alle sozialen Transferleistungen und Programme zur Armutsbekämpfung, alle möglichen Subventionen sowie öffentlichen Investitionen, Richtlinien für Landwirtschaft, Industrie, den Bankensektor, das regionale und nationale Steuerwesen sowie FDIs (Foreign Direct Investments) und vieles mehr.

Die Budgetrede wird vom ganzen Volk ähnlich interessiert und emotional verfolgt wie die Spiele der indischen Cricket Nationalmannschaft. Als heute Morgen “Pranab”, wie der indische Finanzminister Pranab Mukherjee kurz genannt wird,  seinen Haushalt vorstellte, lauschte der “aam aadmi” (der kleine Mann) genau so gespannt wie der sprichwörtliche Software-Ingenieur aus Bangalore den präsentierten Steuer- und Ausgaben-Plänen wie die Unternehmer, Industriellen und natürlich die Journalisten, die bereits die Messer wetzen. Eines verbindet sie alle: die Unzufriedenheit. Jeder hätte gerne ein größeres Stück vom Kuchen gehabt.

Obwohl es Pranab diesmal allen Recht machen wollte (kein Wunder: leidet die Regierungs-Koalition durch wüste Korruptionsgeschichten und hohe Inflation an einer gewaltigen Image-Krise), hagelt es auch heuer wieder öffentliche Kritik. Aber das war in keinem Jahr noch wirklich anders. Objektiv gesehen, dürfte er seine Arbeit aber ganz gut gemacht haben. Der SENSEX schloss 122 Punkte höher
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Alle Details zum “Budget 2011” sowie Kommentare und Analysen  finden Sie hier.

(Wolfgang Bergthaler)

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