Er kennt Indien wie seine Westentasche und gibt unseren Lesern stets wertvolle Tipps rund um das Business im südasiatischen Wirtschaftsraum – seit Anfang 2010 ist Wolfgang Bergthaler Co-Leiter von www.indische-wirtschaft.de, dem wichtigsten Online-Medium zu Wirtschaft in Indien im deutschen Sprachraum. Im Interview steht er Rede und Antwort zu seiner Motivation und seinen Plänen.
Seit wann beschäftigst Du dich mit Indien und wie viel Zeit hast Du bisher hier verbracht?
Indien ist offensichtlich mein Schicksal. 2004 wollte ich eine Praktikum im englisch-sprachigen Ausland machen und bin dann dank der Studenten-Organisation AIESEC in Indien gelandet – am Anfang quasi wider Willen; im Nachhinein betrachtet war Indien das Beste, was mir in meinem Leben passiert ist, denn ich habe hier so viel gelernt und mehr erlebt als ich mir jemals erträumen durfte. Diese Erfahrung hat mich so geprägt wie nichts anderes in meinem Leben. Irgendwie hat mich dieses Land dann so beschäftigt, dass ich weiterhin mit Indien verbunden sein wollte, privat wie beruflich. Dann habe ich mir quasi meine eigene Jobs hier geschaffen. Ich bin nun schon seit drei Jahren Berater, Projektmanager, Business-Developer, Entrepreneur und Experte für Indien. In Summe habe ich über die letzten sieben Jahre etwa 18 Monate in Indien verbracht. Aber auch in Wien dreht sich mein Leben großteils um Indien.
Du giltst in Deiner Heimat Österreich als der Experte schlechthin für Indien-Themen
. Was fasziniert dich so an Indien?
Abseits der Hard-Facts wie wirtschaftlicher Dynamik, Wirtschaftswachstum, Geschäftspotentiale, Innovationsfähigkeit, Entrepreneurship etc ist Indien für mich vor allem ein Herzensthema. Indien ist (m)eine Leidenschaft, ich fühle mich hier wohl. Außerdem kann ich nirgendwo auf der Welt so viel lernen und erleben wie in Indien. Ich stoße regelmäßig auf neue Herausforderungen. Das liebe ich. Jeder Tag ist voller Überraschungen und intensiver Gefühle.
Wie würdest du deinen Beziehungsstatus mit Indien beschreiben?
Ich bin quasi in einer offenen Beziehung mit Indien. 😉 Ich habe hier intensive Erfahrungen und intime Berührungen mit Land und Leuten, bedingungslose Liebe ist es aber nicht.
Wie sieht Dein Geschäftsmodell aus? Oder, anders gefragt: Womit zahlst Du deine Rechnungen?
Ich freelance für kleinere und mittlere Firmen, die in Indien aktiv werden wollen, meist aus den Bereichen digitale Medien, Internet, aber auch Social Business. Manchmal arbeite ich als Berater, ein anderes Mal als Projekt-Manager oder Business Developer. Natürlich verrechne ich meinen Kunden auch diese Leistungen. Wenn ich mal selbst eine Idee habe, versuche ich als Entrepreneur was auf die Beine zu stellen. Da trage natürlich ich das Risiko.
Woran arbeitest Du jetzt gerade?
Seit Juli 2011 bin ich nun wieder in Indien. Das bietet mir die hervorragende Möglichkeit mich intensiv mit der indischen Start-up Szene auseinander zu setzen und mein Netzwerk weiter auszubauen. Aktuell mache ich Business Development für www.YourStory.in, Indiens führendes Webportal für Startups und Entrepreneurship.
Wer ist deine Zielgruppe für zukünftige Projekte? Mit wem würdest Du gerne zusammen arbeiten?
Ich suche mir meist (österreichische) Firmen mit interessanten Produkten oder Dienstleistungen, die grundsätzlich auch in Indien funktionieren könnten. Diese Unternehmen wissen meist nichts über die potentiellen Geschäftsmöglichkeiten in Indien, also muss ich ihnen das Potential erst mal näher bringen. Mein Know-How und mein Background liegen vor allem im digitalen Bereich, daher suche ich nach Firmen aus diesem Bereich. Das hat auch den Vorteil, dass man keine Güter über den Ozean schippern muss, das find ich nämlich doof. Alle Themen rund um Mobile und Cloud-Computing sind derzeit sehr heiß in Indien.
Nachdem Du ein Experte für indische Kultur bist: Was sind die drei häufigsten Fehler, die Europäer hier machen?
- Kein Produkt für Indien haben und zu glauben, dass der indische Markt auf ihr Standard-Produkt, ihre Dienstleistung gewartet hat
- Vorgefertigte Ideen und Ignoranz: Glauben zu wissen wie der indische Markt funktioniert
- Kommunikation & Kultur: Arroganz und zu wenig Verständnis für die indische Mentalität
Wo siehst du längerfristig die geschäftlichen Potentiale zwischen Europa und Indien?
Ich treffe täglich interessante Start-ups. Viele davon entwickeln auch Produkte auf globalem Niveau, die auch in Europa funktionieren können. Während derzeit noch der Fokus darauf liegt Produkte von Europa nach Indien zu bringen, wird sich die Richtung in den kommenden zwei bis drei Jahren umdrehen. Wir werden immer mehr Firmen aus Indien sehen, die sich in Europa durchsetzen werden. Daher werde ich in Zukunft wahrscheinlich Business Development für indische Firmen in Europa machen (müssen). Das wird spannend.
Bis März bist Du noch in Indien unterwegs. Was sind Deine Pläne für danach?
Mein Netzwerk und mein Know-How dafür nutzen, dass mehr Firmen aus meiner Heimat mit Indien zusammen arbeiten. Denn Europa braucht Indien mehr als Indien Europa braucht. Indien wird zum Muss für die Wirtschaft. Um entsprechende Awareness zu schaffen, werde ich weiter fleißig schreiben und mein Wissen mit unseren Lesern teilen.
Was würdest Du den Leserinnen und Lesern abschließend noch gerne mitteilen?
Stay tuned. Keep reading www.indische-wirtschaft.de
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