Weltwirtschaft muss nicht ausschließlich in Davos diskutiert werden; und deshalb organisiert die gemeinnützige Stiftung des “World Economic Forum” ergänzend zum Hauptevent in der Schweiz zusätzliche Treffen in aufstrebenden Volkswirtschaften – wie etwa zu Wochenbeginn in der indischen Wirtschafts- und Finanzmetropole Mumbai: Hier fanden im Rahmen des “India Economic Summit” über 800 Teilnehmer aus 40 verschiedenen Ländern zusammen.
Erstmals in der 27jährigen Geschichte der indischen Wirtschaftsveranstaltung wurde der Veranstaltungsort von der Hauptstadt Neu Delhi in das boomende Mumbai verlegt – der Staat Maharashtra, in dem Mumbai liegt, gilt als einer der wirtschaftlich wichtigsten Staaten der Republik; und Mumbai gilt als wirtschaftliches Zentrum des Landes.
Anwesend war neben diversen internationalen Vertretern die Creme de la Creme der indischen Wirtschaft von Wirtschafts- und Industrieminister Anand Sharma, sowie dem für Kommunikation und IT zuständigen Minister Kapil Sibal, über Tulsi Tanti, den Geschäftsführer des indischen Windkraft-Riesen Suzlon Energy bis hin zu diversen Social Entrepreneurs und Geschäftsführern einzelner NGOs, etwa World Vision.
Denn: Der Fokus der Wirtschaftskongresse wandelt sich. “Wir bewegen uns weg vom Kapitalismus, hin zum Talentismus”, sagt Klaus Schwab, Gründer und Präsident des World Economic Forums, am ersten Tag vor den versammelten Gästen. In Indien ist in dieser Hinsicht leicht reden: Im Jahr 2020 werden aktuellen demographischen Berechnungen zufolge 25 Prozent der arbeitsfähigen Weltbevölkerung Inder sein; in der heute so jungen Nation ist dann der Durchschnittsbürger 29 Jahre alt, während das Durchschnittsalter in Westeuopa bei 45 Jahren liegen wird.
Ein Garant für Wachstum? Nicht unbedingt. Denn Experten bemängeln die fehlenden Qualifikationen: Einer aktuellen Studie von Manpower zufolge beklagen 67 Prozent der indischen HR-Manager, dass sie kein adäquates Personal finden können – damit ist die Nation weltweit an zweiter Stelle der verzweifelten Personaler, getoppt nur noch von Japan.
Entsprechend setzen die in Indien aktive Unternehmen nun eigenständig auf Trainings, um den für das Halten des immensen Wirtschaftswachstums nötigen Personalbedarf zu decken. Sollte sich an der Situation der Ausbildung nichts ändern, so der Konsens der meisten Teilnehmer, könnte sich Indiens Traum von einer mächtigen Wirtschaftskraft mit potenten Arbeitskräften bald in einen Albtraum verwandeln.
Change-Maker im Fokus
Zudem präsentierte sich Schwab im Rahmen der Veranstaltung als Türöffner zwischen den Generationen: “Wir dachten früher in Gruppen aus Entscheidungsträgern”, sagt er: “Doch nun laden wir auch 20- bis 30jährige High Potentials ein.” Weltweit wurde somit weltweit in nur fünf Monaten ein Netz aus 143 so genannten “Hubs” geschaffen, über die sich junge Menschen treffen – allesamt High-Potentials; und viele unter ihnen haben die Ambition, ihr Umfeld nachhaltig zu verbessern. “Wir werden diese Community zum Crowdsourcing neuer Ideen verwenden”, sagt Schwab. Ziel sei, ein “Facebook für Global Leaders” zu schaffen.
Einen Wandel jedenfalls konnten die Teilnehmer bereits erleben: Die berühmte Twitter-Wall, die sich sonst meist auf den Social Media-Konferenzen der Digital Natives findet, hat in Mumbai auch ihren Weg ins World Economic Forum gefunden
. Was die Zukunft noch bringt, wird sich weisen.
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