Der Zugriff auf das Internet sollte als menschliches Grundrecht gelten“, sagt Ted Mooney, Senior Director der Internet Society (ISOC), während seiner Eröffnungsrede der Konferenz „Internet in India“ in der südindischen IT-Metropole Bangalore. Und er könnte wohl an keinem Ort mehr Zustimmung bekommen als hier: Während Bangalore durch die Ansiedlung internationlaer und indischer IT-Konzerne floriert, sind ländliche Regionen Indiens deutlich hintennach.
Es besteht Uneinigkeit darüber, wie viele Inder Zugriff auf das Internet haben – je nach Quelle sind es zwischen 50 und 100 Millionen
. „So oder so sind das weniger als zehn Prozent der Bevölkerung“, sagt Ram Narayanan, Vice President von Yahoo Indien: „Und die nächsten zehn Prozent der Internet-User werden sich komplett anders verhalten als die jetzigen.“
Denn darüber sind sich alle einig: Indien ist Leapfrogging-Musterland, das Handy wird öfter zum Zugriff auf das Web verwendet als der PC. Manche Quellen sprechen von 850 Millionen Mobilfunk-Kunden, rund 380 Millionen davon sind internetfähig – unter anderem am Land, wo rund 70 Prozent der Bevölkerung leben und Handys im Gegensatz zu PCs erschwinglich sind.
Und genau hier, abseits der Metropolen, soll aber der Boom des Web fortgesetzt werden. Hier gibt es jene Initiativen der Regierung, die das Web rund um Mobile Learning und Mobile Health pushen sollen: Vertreter der Regierung betonen stets, dass man Internet-Zugangspunkte für die Bevölkerung am Land einrichtet; und ein vom Bildungsministerium vorgestellter Tablet-PC um 35 Dollar soll auch armen Kindern eine Schulbildung verschaffen. Über das Handy sollen Kranke Befunde vom Arzt erhalten, statt dafür zig Kilometer in die nächste Stadt fahren zu müssen.
Ohne Strom
Das klingt in der Theorie gut. Doch wie soll Internet an Orte gebracht werden, wo es keine vernünftigen Straßen oder fließendes Wasser gibt? Wo mehrere Stunden dauernde Stromausfälle normal sind? Wo Terroristen bereits Mobilfunkmasten angezündet haben, weil sie als Kontrollinstrument des Staates gesehen werden? „Die Zentren der Regierung sind manchmal gar nicht vorhanden oder werden zweckentfremdet“, sagt Usha Reddi, Beraterin rund um IT für Entwicklungszwecke: Statt für Gesundheit und Bildung wird das Web meist lediglich zu Unterhaltungszwecken genutzt; und auch Schüler machen mit der modernen Technologie nicht etwa ihre Hausübungen, sondern schauen lieber Bollywood-Filme. „In einem Dorf waren die Eltern gar froh, keinen Strom zu haben“, sagt sie: „Die Schüler sollten lieber in die Schule gehen, statt im Internet zu surfen.“
Somit ist es ein langer Weg, auch die ländliche Bevölkerung an das mobile Web anzuschließen – und einer davon führt über den Content: Wer kein Hindi oder Englisch versteht, der kann auch die Inhalte des Web nicht nützlich verwenden. Eine Übersetzung von Inhalten in die 22 offiziellen Landessprachen ist eine entsprechende Mammutarbeit.
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