Lassen Sie sich nicht verunsichern, wenn Sie in Indien hören „Please bring a xerox of your passport“. Ihr Gesprächspartner will lediglich eine Photokopie ihres Reisepasses.
Der amerikanische Konzern hat in Indien das geschafft, was sich jedes Unternehmen wünscht: nämlich dass ihr Firmen- beziehungsweise Markenname von der Allgemeinheit synonym für eine ganze Produktkategorie verwendet wird. Auch wenn Xerox heute für wesentlich mehr steht als nur für Kopiergeräte und in Indien nicht mehr die exklusive Marktposition einnimmt, die es einmal hatte, ist und steht Xerox weiterhin für Fotokopie und to xerox für kopieren.
In gleicher Weise steht der indische Getränkekonzern Bisleri synonym für in Flaschen abgefülltes Trinkwasser, und Volvo für einen luxuriösen Reisebus. Dass Volvo auch Autos baut, wissen in Indien die wenigsten.
Zwei österreichische Unternehmen sind drauf und dran in ihrer Nische eine ähnlich starke Marke aufzubauen. So steht Red Bull auch in Indien synonym für Energy-Drink und Swarovski (nach eigenen Aussagen) für Schmuck aus Kristall. In beiden Produktkategorien nehmen diese österreichischen Leitbetriebe Führungspositionen ein und beweisen dass man in Indien im Bereich der Luxusgüter und hochpreisigen Konsumgüter neue Märkte erfolgreich selber aufbauen und als Early-Mover eine dominante Rolle einnehmen kann.
Die gehobene indische Mittelklasse genießt einen ähnlichen Lebensstil wie wir in Europa. Die Konsumfreudigkeit ist in den indischen Städten allgegenwärtig: Einkaufen und Konsumieren als Volkssport der modernen Städter, die selbst auch gerne von Mall-Culture sprechen. Nach einer aktuellen Studie von McKinsey wird sich das Durchschnittseinkommen in Indien in den nächsten zwei Jahrzehnten verdreifachen. Im Jahre 2025 wird Indien der weltweit 5-größte Markt für Konsumgüter sein.
Auch wenn, oder gerade weil es in Indien viele Plagiate und Produkte von minderer Qualität gibt, sind Markenprodukte besonders gefragt. Statusdenken und Vertrauen sind wichtige Werte der indischen Kultur und beeinflussen die Konsumenten in ihren Kaufentscheidungen
. Oft erscheinen mir die Inder als sehr paranoid und misstrauisch gegenüber anderen Menschen, unbekannten Ideen und neuen Produkten. Daher sind starke Marken extrem wichtig um das Vertrauen der Konsumenten für sich zu gewinnen. Die Inder sind am Ende des Tages stets qualitätsbewusst und konservativ in ihren Entscheidungen. Wer Produkte in Indien erfolgreich vermarkten will, muss (zuerst) eine starke Marke aufbauen. Das kostet Zeit und Geld – daran führt aber kein Weg vorbei.
Und wer als Arbeitgeber die besten Köpfe anwerben will, muss perfektes Personalmarketing betreiben und die Firma attraktiv darstellen, denn die Talente wollen ausschließlich bei einem bekannten und prestigeträchtigen Unternehmen anheuern. Status ist in Indien alles!
(Wolfgang Bergthaler)
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