Die kleine niederösterreiche Firma REBEAT Digital GmbH ist ausgezogen um den digitalen indischen Musikmarkt zu erobern. Wie die sympathischen Jungs rund um Firmengründer und Musiker Günter Loibl das anstellen wollen, verrät uns COO Robert Klembas im Interview mit „Indische Wirtschaft“.
IW: Wie kommt man von Tulln nach Mumbai?
RK: 2009 haben wir begonnen für den Verkauf unserer REBEAT Software in den Musikfachhandel ein internationales Netz an Vertriebspartnern aufzubauen. Wesentlich für den Markteinstieg in Indien war in diesem Zusammenhang die Partnerschaft mit einem Unternehmen aus Mumbai, das sich auf den Verkauf von Musiksoftware spezialisiert hat. Deren Team war von Anfang an Feuer und Flamme für das REBEAT Konzept und ist nun seit 2009 unser offizieller Vertriebspartner in Indien. Nach unzähligen Mails im Vorfeld willst Du die Jungs dann irgendwann natürlich auch persönlich kennenlernen – und dann sitzt Du halt im Flieger und bist auf dem Weg nach Indien.
IW: Wer schon mal in Indien war, weiß wie Musik-verrückt die Inder sind. Immer läuft irgendwo ein Bollywood Song, heute meistens am Handy. Warum ist das für Rebeat so interessant?
RK: Die Musikkultur Indiens ist ungeheuer vielfältig, lebendig und für die Menschen dort vielleicht noch mehr als in anderen Teilen der Welt ein wirklich essentieller Bestandteil des Alltags. Zudem hat durch die hohe Verbreitung von Mobiltelefonen ein sehr großer Teil der Bevölkerung bereits potentiellen Zugang zu digitaler Musik. In Kombination mit der Etablierung attraktiver legaler Musikservices, die derzeit gerade losgeht, ist hier in den kommenden Jahren eine gigantische Nachfrage nach digitaler Musik zu erwarten. Das ist aus der Perspektive eines Digitalvertriebes wie REBEAT natürlich eine große Chance, die wir nutzen wollen.
IW: Erkläre unseren Lesern nochmals in zwei Sätzen Euer Service und Euer Geschäftsmodell.
RK: REBEAT ist ein digitaler Musikvertrieb. Mithilfe einer von uns entwickelten Software können Rechteinhaber von der Indie Band bis zur großen Plattenfirma direkt von ihrem Rechner aus ihre Musik auf über 300 digitalen Musikservices weltweit (iTunes, Amazon, Spotify, etc.) einfach, schnell und unkompliziert verkaufen. Durch die hohe Userfreundlichkeit können sämtliche Aspekte des digitalen Musikvertriebs – vom Datenmanagement über den Upload bis hin zur gesamten Abrechnung – selbstständig durchgeführt werden. Das allerwichtigste daran: alle Rechte bleiben beim User!
IW: Hast du ein paar aktuelle Zahlen zum indischen Musikmarkt, die du teilen kannst?
RK: Hier muss vorausgeschickt werden, dass in Indien das Musikbusiness in vielerlei Hinsicht nach anderen Gesetzmäßigkeiten als in anderen Märkten funktioniert. Die Branche ist beispielsweise noch enger mit der Filmindustrie verflochten als in den USA, ebenso gibt es teilweise große Unterschiede beim Verlagswesen, im Urheberrecht, der Handhabung von Tantiemen, etc. Daher hinkt ein unmittelbarer Vergleich der nackten Zahlen mit jenen anderer Länder von vorneherein bis zu einem gewissen Grad.
So liegt Indien als Markt mit 1,2 Mrd. Menschen hinsichtlich des Gesamtumsatzes mit sog. „Recorded Music“ im Jahr 2010 mit 159 Mio. US$ weltweit nur auf Platz 14 – und damit noch hinter der Schweiz! Dies liegt aber z.B. daran, dass ein großer Teil der Umsätze mit Musik bei der Filmindustrie mitgerechnet wird. Andererseits spielt in Indien der digitale Musikverkauf mit 34% Marktanteil bereits eine größere Rolle als in Deutschland oder Großbritannien – ein Trend der sich in den kommenden Jahren noch weiter steigern wird. Gleichzeitig sind durch die hohe Verbreitung mobiler Endgeräte Formate, die im Westen seit Jahren rückläufig sind, in Indien immer noch sehr beliebt: 75% der digitalen Musikverkäufe erfolgen etwa nach wie vor mit Ringtones.
IW: In Indien fehlen noch Musikdienste, wo man legal digitale Musik kaufen kann (als Download beziehungsweise Streaming). Diese Shops sind wichtig für Euren Vertrieb. Wo steht Indien und wohin wird die Reise gehen?
RK: Da stationäre Internetzugänge im Vergleich zu mobilen Endgeräten in Indien eine wesentlich geringere Bedeutung haben als etwa in Europa oder den USA wurde der digitale Musikmarkt bislang primär von den Telekom-unternehmen kontrolliert
. Der 3G Mobilfunkstandard, der hierzulande eine breitenwirksame Nutzung von Streaming- und Downloadservices für Mobile Music ermöglicht hat, wird in Indien allerdings gerade erst eingeführt. Haben 3G und Smartphones jedoch erst einmal die breite Masse erreicht wird die Zahl der Anbieter digitaler Musikservices sprunghaft steigen. Dies stellt nicht nur eine große Chance für Contentanbieter wie REBEAT dar, sondern wird der gesamten Indischen Musikbranche einen großen Auftrieb verleihen.
Das hohe Know How im Indischen IT Bereich kombiniert mit einem sehr engagierten jungen Unternehmertum bringt darüber hinaus hohes Potential für innovative Ideen und Geschäftsmodelle mit sich. Es ist vor diesem Hintergrund sehr wahrscheinlich dass Indien in den kommenden fünf Jahren in die Top 10 der wichtigsten Musikmärkte der Welt vordringen wird.
– Fortsetzung folgt –
(aufgezeichnet von Wolfgang Bergthaler)
Alle Infos zu Rebeat Digital finden Sie auf http://www.rebeat.com
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