Perspektiven der Jugend in Indien und Europa (Kommentar)

Am Selbstvertrauen mangelt es in Asien nicht (mehr). China versucht sich seit der Jahrtausendwende wirtschaftlich und militärisch als Weltmacht zu inszenieren. Die indische Politik tritt da viel weniger aggressiv auf der internationalen Bühne auf. Dafür strotzen die Inder, trotz mittlerweile langsamer wachsender Wirtschaft, noch immer vor Selbstvertrauen. Nichts scheint unmöglich. “No Problem”, soweit das Auge reicht
.

Indische Konzerne übernehmen (marode) Firmen in Europa, der Entrepreneurship-Geist (in der IT- und Internet Szene) ist erst vor weniger Jahren so richtig erwacht: viele Start-ups ziehen aus um international den Durchbruch zu schaffen.

Aber auch der kleine Mann aus der neuen Mittelschicht geht – trotz Jammern (da unterscheiden sich die Österreicher und Inder überhaupt nicht) – mutig in die neuen Zeiten. Zu voller Recht! Durch sein Einkommen schafft er sich einen (bescheidenen) Wohlstand. Wenn ein einigermaßen gut ausgebildeter Software-Ingenieur mit drei bis fünf Jahren Berufserfahrung gleich drei bis fünf mal so viel verdient wie sein Vater, der vielleicht schon dreißig Jahre als Beamter dient, wirkt sich das natürlich positiv aufs Ego der Jugend aus.

Genau umgekehrt verhält es sich in (Mittel-)Europa. Meine Elterngeneration genoss ein Leben in materiellem Reichtum, das es in dieser Form bei uns nicht mehr geben wird. Was ein junger Facharbeiter (ohne Matura) vor dreißig Jahren bei uns an real verfügbaren Einkommen hatte, verdient (kaufkraftbereinigt) heute kein Universitäts-Absolvent mehr. Das schlägt sich natürlich auch auf die Psyche der heutigen Jugend in Mitteleuropa. (Die Jugend in Spanien, Portugal, Griechenland etc hat sowieso jegliche Perspektive bereits verloren).

Mit dem nötigen Selbstvertrauen kann man natürlich leichter große Dinge bewegen. Daher ist die urbane und gut ausgebildete Jugend Indiens der Europäischen durchaus einen Schritt voraus. Wir müssen in Europa aufpassen nicht im Selbstmitleid zu versinken, stattdessen aber unsere bereits vorhandene Infrastruktur und Technologien nutzen unsere Wirtschaft und Gesellschaft wieder auf gesunde und nachhaltige Beine zu stellen.  Und diese müssen nicht unbedingt durch Konsum und Einkommen definiert sein.

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Beitrag veröffentlicht

von

Wolfgang Bergthaler

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