Indien steht vor einem historischen Machtwechsel: Bei der Parlamentswahl fuhren die Hindu- Nationalisten einen Erdrutsch-Sieg ein. Die bisherige Oppositionspartei BJP und ihr unternehmerfreundlicher Spitzenkandidat Narendra Modi könnten 285 der 543 Parlamentssitze und damit eine absolute Mehrheit im indischen Unterhaus erreichen. Dies hatte seit 30 Jahren keine Partei mehr geschafft. In Summe konnte die BJP etwa 40 Prozent aller Stimmen auf sich vereinen.
Modi, der als Regierungschef im Bundesstaat Gujarat große Unternehmen ansiedelt, präsentierte sich im Wahlkampf als Anpacker, der das Land reformieren kann, Straßen und Stromleitungen baut und finanzstarke Investoren ins Land holt.
Die bisher regierende Kongresspartei des Gandhi-Clans, die die Geschicke der Atommacht seit der Unabhängigkeit 1947 die meiste Zeit lenkte, sah einer noch nie dagewesenen Niederlage entgegen. Die von der mächtigen Nehru-Gandhi-Familie gelenkte Partei wird nach Angaben der Wahlkommission nur mehr 44 Wahlkreise für sich entscheiden.
Das Votum ist eine schallende Ohrfeige für die Kongresspartei und macht den Wunsch vieler Inder nach besseren Wirtschafts- und Lebensverhältnissen deutlich. Die Menschen in dem 1,2 Milliarden Einwohner zählenden Land leiden derzeit unter rasant steigenden Lebensmittelpreisen, ausufernder Korruption und hoher Arbeitslosigkeit.
Das Politik-Start-up AAP unter Arvind Kejriwal, das für sechs Monaten in Delhi für Furore sorgte, konnte nur vier Sitze im Unterhaus erreichen und spielt politisch derzeit keine Rolle mehr.
Insgesamt hatten in den vergangenen Wochen mehr als eine halbe Milliarde Inder abgestimmt, 815 Millionen waren wahlberechtigt. Damit handelte es sich um die größte Wahl der Menschheitsgeschichte. Die Wahlbeteiligung lag mit 66 Prozent so hoch wie nie zuvor in Indien
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Indiens Noch-Premierminister Manmohan Singh gratulierte Modi bereits vor Ende der Stimmenauszählung telefonisch zum Wahlsieg. Modi, der in den nächsten Tagen zum Premierminister aufsteigen dürfte, meldete sich zunächst nur auf Twitter zu Wort. “Indien hat gewonnen! Eine gute Zeit ist angebrochen”, schrieb er.