In New Delhi wurde der Internet-basierte Taxidienst Uber, der in vielen Städten der Welt aktuell für Aufregung und Wettbewerb sorgt, nach einer Vergewaltigung vorerst verboten. Die Zentralregierung forderte die indischen Bundesstaaten auf, Uber ebenfalls zu verbieten.
Es ist schon fast Ironie des Schicksals, dass just einem Unternehmen, welches angetreten ist, für Frauen eine sichere Alternative zu öffentlichen Verkehrsmitteln zu bieten (wir erinnern uns an den Fall wo vor zwei Jahren im Bus eine junge Studentin brutal vergewaltigt wurde), so etwas passiert. Denn der Fall sorgt insbesondere für Aufruhr, weil der Fahrer bereits vor drei Jahren wegen Vergewaltigung inhaftiert war. Das amerikanische Unternehmen verspricht eine groß angelegte Service Initiative und will die Auswahl seiner Fahrer in Indien künftig sorgfältiger überprüfen.
Viele meinen, dass Verbote niemals eine Lösung sein könnten, nur Bildung. Wenn morgen eine Frau in einem Bus vergewaltigt wird, werden wir dann alle Busse verbieten? Auch ist zu hören, dass es falsch wäre, jetzt lediglich das Unternehmen verantwortlich zu machen. Zwar hätte es den Fahrer überprüfen müssen, aber das eigentliche Problem sei nicht die Taxivermittlung. (siehe Wie Uber in Delhi die Lizenz verlor)
An Hand dieses drastischen Beispiels wird wieder einmal klar, dass sich im Westen erfolgreiche Geschäftsmodelle nicht so leicht – heißt ohne Zusatzaufwand/Prozess- bzw Produktanpassung – auf Indien übertragen lassen. In Indien gilt oft Murphy’s Gesetz „Alles, was schiefgehen kann, wird auch schiefgehen.“ Daher muss man sich in Indien auf alle (!) Eventualitäten einstellen. Management nach dem Motto “Entwicklungen aktiv zu gestalten ist fast unmöglich. Du sollst es trotzdem täglich tun.”
Umkämpfter Milliardenmarkt
Außerdem liegen in Indien Himmel und Hölle ganz knapp beisammen. Noch vor zwei Wochen schrieb die NZZ über Uber:
Das Auftauchen von internetbasierten Dienstleistern wie Uber hat den auf 9 Mrd. $ geschätzten Taximarkt in Indien auf den Kopf gestellt. Für Uber ist Indien, wo das Unternehmen in zehn Städten präsent ist und weiter expandiert, bereits heute der grösste Markt nach den USA.
Das indische Taxigewerbe ist kaum organisiert, nur 4–6% der Fahrer gehören Unternehmen mit Flotten von mehr als 50 Wagen an. Dementsprechend gross ist das Potenzial von Vermittlungsdiensten, die ohne die hohen Fixkosten einer stehenden Flotte über ein dichtes Netz an Fahrern verfügen. Die transparente Kostengestaltung und der unkomplizierte Bestellvorgang per Smartphone-App stellen im ebenso preisbewussten wie in die Technik verliebten Indien weitere Pluspunkte dar. Zudem sind wir zuverlässig und bieten Sicherheit, weil unsere Kunden nach jeder Fahrt ein Feedback über den Fahrer geben und schwarze Schafe so schnell auffliegen, mit besonderem Blick auf die weibliche Kundschaft. In Städten wie Delhi, wo Frauen angesichts der zahlreichen Übergriffe abgeraten wird, nach Einbruch der Dunkelheit alleine unterwegs zu sein, ist das Sicherheitsargument von grosser Bedeutung
.Auch Investoren glauben an die Wachstumschancen des Marktes. Waren in den letzten Jahren etwa 100 Mio. $ an Risikokapital in die unterschiedlichen Akteure der Branche geflossen, hat Ola Cabs diesen Oktober von Kapitalgebern 277 Mio. $ erhalten, 210 Mio. allein vom japanischen Kommunikationskonzern Softbank, der im gesamten indischen E-Commerce-Sektor Milliardeninvestitionen plant. Uber soll laut der indischen Tageszeitung «The Economic Times» für sein Indiengeschäft 400 Mio. $ eingesetzt haben.
Uber mischt Taximarkt auf: Digitale Revolution auf Indiens Strassen (NZZ)