Diese Woche stand Indien ganz im Zeichen des Staatsbesuch von Barack Obama. Mit seiner historischen Einladung zum “Tag der Republik” wollte der indische Premierminister Modi den US-Präsidenten und wahrscheinlich ganz Indien beeindrucken. Die beiden Staats-Chefs betrachteten am Montag gemeinsam die Militär- & Folklore-Parade im Herzen Neu Delhis – und ganz Indien war per TV live dabei
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Welche Agenda und Hintergedanken Modi wirklich hat, weiß wohl noch niemand. Er hatte in den letzten paar Monaten alle großen Staatsoberhäupter der Welt (zwei Mal Barack Obama, David Cameron, Shinzo Abe etc. aber auch Vladimir Putin und Xi Jinping) empfangen beziehungsweise besucht und mit allen einen politischen und wirtschaftlichen Schulterschluss gesucht. Modi versucht also den Spagat mit den zwei aktuell wieder (bzw neu) entstehenden Machtblöcken Geschäfte zu machen, ohne sich politisch eindeutig einer Seite anzuschließen. Bisher spielt Modi die Klaviatur der Geopolitik sehr gut. Wie lange er daraus Vorteile ziehen kann werden die kommenden Monaten und Jahre zeigen.
Seit seiner Unabhängigkeit pflegte das Block-freie (aber sozialistische) Indien immer gute Kontakte zur Sowjetunion (später Russland). Indien hatte in seiner wirtschaftlichen Entwicklung wie auch in internationalen Angelegenheiten bislang kaum eine ganz enge Kooperation mit den USA gesucht und meist eigenständige Positionen vertreten. Der bilaterale Handel liegt mit einem Volumen von 100 Milliarden Dollar weit unter den Möglichkeiten. Die USA würden ihn gern verfünffachen. Die USA sehen Indien als großen Zukunftsmarkt. Sie möchten Waffen und Atomkraft verkaufen. So wurde bereits 2008 ein ziviler Atompakt vereinbart. Doch erst nun konnten zwei Stolpersteine aus dem Weg geräumt werden, die US-Firmen gestoppt hatten, in Indien Reaktoren zu bauen. Obama sprach von einem “Durchbruch”. Auch die Zusammenarbeit bei Militär, Rüstung und Handel soll massiv ausgeweitet werden. (Indien im “Mobama”-Fieber)
Außerdem möchte die USA Indien als asiatisches Gegengewicht zu China aufbauen. In ihrem Werben um Delhi konkurrieren die USA aber auch mit Russland. Bis heute pflegt Delhi enge Bande zu Moskau. Wenige Wochen vor Obama hatte Wladimir Putin Modi die Aufwartung gemacht. Er wurde weniger pompös empfangen als sein US-Amtskollege, Putin hatte aber – objektiv gesehen – viel konkretere Projekte und Investitionsvorhaben in der Tasche.
Im Rahmen des diese Woche medial-inszenierten Staatsbesuchs von Obama, war lediglich von staatlich geförderten Investitionen und Krediten in Höhe von vier Milliarden Dollar für Infrastruktur die Rede. Bei Putins Reise Mitte Dezember unterzeichneten Putin und Modi 20 große Verträge im Umfang von insgesamt 100 Milliarden Dollar, darunter 40 Milliarden Dollar im Bereich Kernenergie, 50 Milliarden Dollar im Bereich Rohöl und Erdgas und zehn Milliarden Dollar in verschiedenen Bereichen wie Verteidigung, Düngemittel und Raumfahrt. (Modi, Wladimir, Xi und Obamas leere Taschen)
Es ist davon auszugehen, dass sich Modi von keiner Seite vereinnahmen lässt, sondern von allen globalen Playyern maximalen Nutzen ziehen wird.